Lot 25
Messingrelief. Guss in der Kunstgiesserei St. Gallen, ca. 2001.
H 1030 mm B 520mm T 370 mm.
2/6. Auf der Unterseite eingestanztes Monogramm und Datierung: Jos, 88.
CHF | 30'000 / 50'000 |
EUR | 30'000 / 50'000 |
USD | 31'000 / 52'000 |
Zuschlagspreis: CHF 30'000
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz; vom jetzigen Besitzer direkt beim Künstler erworben.
Expertise:
Echtheitszertifikat des Kesselhaus Josephsohn, St. Gallen. 28. Januar 2022.
Das Gips-Original ist im Kesselhaus Josephsohn archiviert. Verzeichnis-Nr. 1100. Der erste Abguss der Edition hängt im Josephsohn-Museum 'La Congiunta' in Giornico.
Die Plastiken von Hans Josephsohn zeugen von der kritischen Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Menschenbild seiner Zeit. In über sechs Jahrzehnten widmet er sich der skulpturalen Darstellung der menschlichen Form. Durch die konsequente Fokussierung auf den Menschen als Figur im Raum gelingt es ihm, einerseits wesentliche bildhauerische und architektonische Fragen zu erörtern und andererseits, in zunehmender Freiheit des Gegenständlichen, in der Körperlichkeit die Essenz seines Gegenübers zu fassen.
Josephsohn hat meist einen emotionalen Bezug zu seinen Modellen. Während er sich in der Rundplastik hauptsächlich auf einzelne Figuren konzentriert, kombiniert er in seinen Reliefs auch mehrere Figuren. Diese Form ermöglicht es dem Künstler, intime Momente und Begegnungen mit erzählerischem Moment zu reflektieren. Die intimen Szenen bettet Josephsohn in die Auseinandersetzung mit architektonischen Fragestellungen von Volumen und Raum ein. So greifen seine Reliefs mit nur grob bearbeiteter Oberfläche plastisch in den Raum. Sie faszinieren durch die eigenständige Formsprache Josephsohns, die sich im Verlauf seines Schaffens immer weiter ins Plastische steigerte und an Volumen gewann.
Hans Josephsohn wurde 1920 in Königsberg (D) geboren. Er gelangte 1938 in die Schweiz und konnte aufgrund seiner jüdischen Herkunft nicht mehr zurück in seine Heimat. Die ersten Jahre in der Schweiz waren geprägt vom zweiten Weltkrieg, vom Verlust seiner Familie und schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen. Josephsohn erhielt lange keine Arbeitserlaubnis, konnte aber in Zürich eine Bildhauerausbildung absolvieren. Er schuf folglich ein umfangreiches Oeuvre, das lange Zeit nur einem eher kleinen Kreis bekannt war und hauptsächlich in der Schweiz gezeigt wurde. Im Jahr 2000, im Alter von 80 Jahren, wurde der Künstler erstmals ins Programm einer Galerie aufgenommen. Seitdem folgten zahlreichen Museumsausstellungen, Publikationen und internationale Beachtung. Mittlerweile zählt sein Oeuvre zu den bedeutenden Beiträgen der figurativen Bildhauerei der europäischen Moderne nach 1945.