Der bekannte Produktgestalter und Systemdesigner hat Gartenwerkzeuge revolutioniert, Kugelschreiber und Füllfederhalter veredelt und Licht gesteuert. Clivio war aber nicht nur für Weltmarken wie Gardena, Lamy, Erco oder Siemens tätig, er hat über Jahrzehnte den Nachwuchs unserer Industrial Designer an der Zürcher Schule für Gestaltung ausgebildet.
Schon während seiner Lehre als Hochbauzeichner hatte Clivio kreativ anspruchsvolle Aufgaben im Auge. Mit diesem Ehrgeiz nahm er 1963 sein Studium an der Hochschule für Gestaltung in Ulm auf, die mit herausragenden Dozenten wie Hans Gugelot, Tomás Maldonado oder Gui Bonsiepe einen internationalen Ruf genoss. Dort war auch ein Dozent, der eines Tages vorgab, einen Würfel erfunden zu haben, der sich flach zusammenfalten lässt. Seine Konstruktion wollte er aber den Studierenden nie zeigen. Umso mehr reizte es den jungen Schweizer Studenten, das Rätsel eines faltbaren Würfels selbst zu lösen. Wonach er suchte, war ein Würfel, der nicht in sich zusammenfällt. Er habe dafür 50 Jahre gebraucht, betont Franco Clivio nachdenklich. Tatsächlich ist ihm erst 2014 die Idee gekommen, nicht mehr von den Flächen des Würfels, sondern von den Kanten auszugehen und sie wie Träger zusammenzufügen. Dafür verwendet er Röhrchen, wie sie in der Medizin für feinste Spritzen zum Einsatz kommen. In diesen sind wiederum noch feinere Röhrchen eingezogen, die als Gelenke die einzelnen Drahtstücke beweglich verbinden. Flach daliegend befindet sich jedes Drahtgebilde im formalen Urzustand. Dieser lässt sich nun mit kinetischen Bewegungen in eine Vielzahl von verschiedensten dreidimensionalen Figuren verwandeln. Mit seinem intelligenten Instrumentarium hat Clivio auch ein kunstvolles Spielzeug geschaffen – zum Verwandeln von Linien in Räume und Staunen über ihre Formen. Manifolds nennt er seine Gebilde, und mannigfaltig sind sie tatsächlich.
Jetzt stellt sie der Designer in einem renommierten Zürcher Auktionshaus aus. Damit will Franco Clivio wohl kaum zum Künstler avancieren, aber ganz sicher ist ihm als feinfühliger Gestalter der Schritt in ein zweckfreies Design gelungen. Das ist an sich schon sehenswert, und weil man mit den Manifolds auch spielen darf, macht die Ausstellung erst noch Spass.
Christian Jaquet, 7.11.2017
Germann Auktionshaus AG stellt die Ausstellungsräume kostenlos zur Verfügung und ist an keinerlei Erlös beteiligt.