Lot 20
Öl auf Leinwand.
H 990 mm B 720 mm.
Unten links signiert und datiert: Wifredo Lam, 1939. (Rahmen).
CHF | 250'000 / 350'000 |
EUR | 250'000 / 350'000 |
USD | 260'000 / 360'000 |
Zuschlagspreis: CHF 310'000
Provenienz:
Sammlung Dr. Herbert Gross, Zürich;
seit 1968 in Schweizer Privatbesitz.
Expertise:
Fotoexpertise von Eskil Lam, Paris, 8. September 2021.
Der kubanische Künstler Wifredo Lam wird 1902 in Sagua La Grande geboren und wächst in einem sehr diversen Umfeld auf. Seine Mutter ist afrokubanischer und spanischer Abstammung, sein Vater ein chinesischer Einwanderer.
Nach Studienaufenthalten in Havanna und Madrid zieht Lam 1938 erstmals nach Paris, wo er von Pablo Picasso in den Kreis um André Breton eingeführt wird. In diesem Umfeld erlebt er die Vitalität des Kubismus und Surrealismus und auch die Faszination der Avantgarde für die afrikanische Kunst. Der junge Maler zieht schon früh die Aufmerksamkeit zahlreicher berühmter Künstler auf sich, die vom Erbe Afrikas, Amerikas und Ozeaniens fasziniert sind. Nebst Picasso und Breton gehören bald auch Henry Matisse, Georges Braque, Fernand Léger und Joan Miró zu seinen Bekanntschaften.
Zu Beginn seiner Pariser Zeit malt Lam vorwiegend Stillleben und Landschaften und experimentiert dann mit kubistischen Techniken. An die Stelle von Naturbildern treten stilisierte Porträts von Frauen und Paaren mit scharfen Winkeln, die an afrikanische Kunst erinnern.
1939, in dieser künstlerisch fruchtbaren, aber zugleich sehr unsicheren Zeit an der Schwelle des zweiten Weltkriegs, entsteht das Gemälde "Jeune fille sur fond vert". Auf raffinierte Weise vereint der Künstler einfache geometrisierte Formen mit einer zeitlosen Farbpalette zu einem einnehmenden Porträt mit verletzlicher Ausstrahlung. Das ausdrucksstarke Bildnis zeugt von Lams individueller Auseinandersetzung mit dem Kubismus und den surrealistischen Tendenzen der Pariser Avantgarde. Kriegsbedingt verlässt der Künstler 1940 die Stadt.
Für die heutige Rezeption Wifredo Lams sind dessen Erfahrungen in Paris essenziell. Sie sind Teil des Nährbodens von Lams künstlerischer Entwicklung hin zu seinem unverwechselbaren Stil, der ihn heute zu einem der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts macht. Seine Werke beziehen sich auf die Ästhetik der Moderne und die afrokubanische visuelle Kultur und behandeln Themen wie soziale Ungerechtigkeit, Spiritualität und Wiedergeburt. Der Künstler hinterfragt Annahmen über aussereuropäische Kunst und die Auswirkungen des Kolonialismus mit Werken, die gleichzeitig vertraut und surreal erscheinen.